Portrait Björn Bobach

Coaching Blog & Podcast

Berufswege Coaching – Interview mit Annette Testrut

10. Juni 2023

Berufswege Coaching – das Gegenstück zum Berufswahl Coaching. In meinem letzten Interview mit Annette Testrut haben wir speziell über die Herausforderungen gesprochen, die Jugendliche bei der Berufswahl haben. Aber nicht nur bei jungen Leuten stehen große Entscheidungen an, auch gestandene Erwachsene haben immer häufiger Entscheidungen zu treffen, die die Zukunft ihres beruflichen Weges maßgeblich beeinflussen.

In der heutigen Podcast-Folge bespreche ich mit Annette

???????? warum auch Erwachsene immer häufiger vor Richtungsänderungen im persönlichen Berufsweg stehen

???????? wie Annette in ihrem speziellen Berufswege Coaching vorgeht, um Entscheidungen leichter zu gestalten

Kontakdaten Annette Testrut:

Website: https://www.annette-testrut.de

Mail: coach@annette-testrut.de

Hier die Transkription des Podcasts:

Björn:
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Klasich, dem Coaching-Podcast mit mir, Björn Bobach. Ich habe die große Ehre, heute meine alte Kollegin wieder begrüßen zu dürfen, die Annette Testroth. Hallo, Annette.

Annette Testrut:
Hallo, Björn. Hi.

Björn:
Schön, dass du wieder dabei bist. Wir hatten ja schon einmal die Freude, miteinander zu sprechen. Ich durfte dich interviewen zu deinem einen Coachingfeld, nämlich Berufswahlcoaching. In der Folge haben wir auch darüber gesprochen, woher wir uns kennen. Kurz angerissen, wir haben die Ausbildung zusammen gemacht, die Coachingausbildung zusammen gemacht und in der Folge hatten wir auch ein paar Tonschwierigkeiten. Die haben wir hoffentlich gelöst. Die Annette hat ein brandneues Mikrofon. Und…

Annette Testrut:
Genau.

Björn:
Und wir hoffen, dass es diesmal einen wenig besseren Ton gibt. Und wir haben ein anderes Thema, nämlich dein zweites Coachingfeld. Und magst du uns einmal erzählen, worum es sich da dreht?

Annette Testrut:
Ja, gerne Björn. Es geht um das Thema Berufswegecoaching. Ich hatte ja letztes Mal schon erzählt, dass das so meine beiden Nischen sind. Einmal das Berufswahlcoaching steht so zu Beginn eben der Laufbahn richtet sich vor allem eben an Schüler und Absolventen. Und das Berufswegecoaching kommt immer dann zum Tragen, wenn eine berufliche Veränderung gewünscht ist. Warum auch immer, dafür gibt es eine ganze Menge Gründe. Also das heißt, irgendwo entsteht ein Punkt, wo man sagt, okay, so geht es nicht weiter. Das können ganz verschiedene Dinge sein. Also ich habe schon einige Studienabbrecher zum Beispiel bei mir im Coaching. Das muss man vielleicht auch mal gehört haben, dass an Universitäten im Bachelorstudium es circa 35 Prozent Studienabbrecher gibt.

Björn:
Wahnsinn!

Annette Testrut:
Wahnsinn, ne? Und an den Hochschulen sind es auch immerhin noch 20 Prozent. Also das ist schon mal ein beträchtlicher Anteil derjenigen, die sagen wir mal den ersten Weg irgendwie gewählt haben, aus welchen Gründen auch immer. Und dann natürlich auch ein bisschen frustriert oder ernüchtert sind, weil sie nicht direkt den Treffer gelandet haben. Dann natürlich an den Punkt stehen, ja, wie kann es denn jetzt weitergehen? Es sind aber auch viele Menschen, die…

Björn:
Hm. Hm.

Annette Testrut:
vielleicht psychische Probleme haben, Überlastungen. Wir kennen das alle, Verdichtungen in der Arbeitswelt, die sagen, so in dem Tempo oder mit den Anforderungen komme ich nicht zurecht. Das ist auch ein häufiger Grund. Veränderte Lebensumstände können auch natürlich eine wichtige Rolle spielen. Ich sage mal, Kinder oder Pflegezeiten oder… alle anderen Umstände, die sich ja auch im Leben immer mal wieder verändern. Und damit einhergehend auch oft Werte, die sich dann wiederum verschieben. Man sucht gibt es verschiedene Phasen im Leben,

Björn:
Hm.

Annette Testrut:
wo man dann auch noch mal anders vielleicht auf sein Leben zurückblickt. Und was ist mir wichtig? Das kann sich schon mal verschieben. Und damit nimmt der Beruf ja auch noch mal eine andere Rolle ein.

Björn:
Hm.

Annette Testrut:
Und natürlich ändern sich auch die Berufe und die Bedarfe auf dem Arbeitsmarkt laufend. Also es gibt viele, viele Gründe, warum man eben an dem Punkt ist und sagt, Moment, da muss ich jetzt mal ein bisschen genauer hinschauen.

Björn:
Ja, und das richtet sich ja eindeutig nicht nur an relativ junge Menschen, weil das ist ja eine ganz, ja, es ist ja, wir hatten ja letztes Mal über diese Berufswahl gesprochen. Das ist natürlich eher etwas, was sehr junge Menschen betrifft.

Annette Testrut:
Mhm.

Björn:
Du hast jetzt gerade zur Einleitung auch gesagt, wenn eine berufliche Veränderung gewünscht ist. Ich glaube, dass es auch oft dann Fälle gibt. Das erlebe ich zumindest im Coaching-Alltag immer wieder, wo eine berufliche Veränderung… aufgezwungen ist von außen. Du hast jetzt die Gründe schon genannt. Das kann eine Kündigung

Annette Testrut:
Auch das natürlich.

Björn:
sein. Das kann, das könnten Veränderungen in den Lebensumständen sein, zum Beispiel, dass ein Kind da ist und man auf einmal wirklich mehr Geld verdienen muss. Das heißt, da ist ja der Coachingauftrag auch ganz spannend, weil wir beide wissen ja auch aus unserer Ausbildung, dass eigentlich der Coachingauftrag immer vom Klienten kommt, also dass der Klient den Wunsch hat, gecoacht zu werden. Das verwässert natürlich auch im Business-Coaching-Umfeld ganz oft, weil dann Menschen zu mir geschickt werden von Vorgesetzten, hier coach den mal, der hat ein Problem da und damit.

Annette Testrut:
Mhm.

Björn:
Das kann man ja ganz gut auffangen. Wie ist denn das, wenn jemand aus seinem Beruf rausgezwungen wird aus irgendwelchen Gründen und sich jetzt was Neues suchen muss? Ist der Auftrag dann eindeutig beim Klienten oder ist das dann auch so, dass du da in dem Vorarbeit leisten musst, um die Motivation auch sicherzustellen.

Annette Testrut:
Ja, der Auftrag ist schon erstmal vordergründig eindeutig. Es ist eine berufliche Veränderung steht im Raum. Wenn es tatsächlich dazu kommt, dass man sich trennt oder es zu einer Kündigung kommt, dann gibt es meistens schon auch eine Vorgeschichte. Also die meisten, die sagen dann schon auch war vielleicht auch gut so oder da lief auch nicht mehr alles rund oder eigentlich habe ich mich auch nicht mehr wohlgefühlt. Aber natürlich ist dann erst mal sehr unschönes Gefühl oftmals vorhanden und ich sag mal in der Situation hinterfragt man sich vielleicht auch selber nochmal. Es kommen vielleicht auch nochmal Unsicherheiten oder Ängste hoch. Das ist auch natürlich ein großes Thema. Thema Glaubenssätze, das ist ja auch ein Steckenpferd von dir. Ja zuv-

Björn:
Ja.

Annette Testrut:
Vielleicht auch so dieser Gedanke eben, ja, ich bin nicht gut genug oder ich kann das nicht leisten. Da sind natürlich ganz, ganz viele Aspekte. Auch da ist es ähnlich wie im Berufswahl-Coaching. Ich kann nie nur auf das Berufliche schauen. Also auch da ist wieder ganz, ganz wichtig, erstmal zu starten, auf die Person zu schauen. Was macht mich aus? Wer bin ich? Was ist mir wichtig? Was sind meine Interessen? Sind meine Werte? Das sind meine Ziele. Das wird von vielen schon auch gerne angenommen. Ich sag mal, auch wenn es vielleicht eine erzwungene Veränderung ist, diesen Zeitpunkt zu nutzen, zu sagen, okay, jetzt schaue ich doch mal genauer hin, was möchte ich denn eigentlich wirklich? Das ist auch manchmal was, was im zweiten Schritt

Björn:
Mmh.

Annette Testrut:
wie so eine Art Erleichterung aufkommt. Ich habe jetzt mal die Gelegenheit, durchzuatmen, mein Leben zu betrachten, vielleicht auch noch mal neu zu sortieren. und wirklich auch nochmal den Fokus auf mich so ein bisschen zu lenken.

Björn:
Das heißt, dann kann man ja schon sagen, dass bei einigen Fällen, die du dann auch betreust, dieses Reframing, wie wir Coaches das nennen, also diese Veränderung durch einen anderen Rahmen zu betrachten, schon ganz viel bewirbt. Also nicht dieses, wenn es von außen aufgezwungen ist, nicht dieses auf den Rücken werfen,

Annette Testrut:
Hm.

Björn:
oh Gott, oh Gott, ich werde gezwungen das, sondern das als Chance zu begreifen, also

Annette Testrut:
Auf jeden Fall.

Björn:
im positiven Coaching.

Annette Testrut:
Richtig.

Björn:
Genau. Also das… Das heißt, da kann sich schon viel bewegen.

Annette Testrut:
Mh.

Björn:
Jetzt habe ich mich gerade gefragt, weil du ja bei den Jugendlichen, wenn es um die Berufswahl

Annette Testrut:
Mh.

Björn:
geht, sehr systematisch vorgehst. Also das jenelt sich dann ja schon ein bisschen mehr, dass die einzelnen Fälle, wer bin ich überhaupt, was will ich überhaupt und was ist ein Beruf eigentlich für mich, was soll

Annette Testrut:
Hm.

Björn:
der mir geben, was steht da im Vordergrund, solche Sachen. Ist es dann bei dem Berufswegecoaching individueller, ist es unterschiedlicher?

Annette Testrut:
Ja, würde ich schon sagen. Also Teile aus dem Berufswahl-Coaching kann man natürlich auch dort sehr, sehr gut anwenden. Viele Übungen, wenn es eben auch um Zielbilder zum Beispiel geht oder auch um Werte. Wenn man bestimmte Wege schon gegangen ist, kennt man sich vielleicht schon ein bisschen besser. Ich betrachte sehr häufig dann die Tätigkeiten, also wirklich den Werdegang bis heute und mach dann eben erstelle dann mit Coaching eine Kompetenzbilanz. Also wirklich auch mal schauen, was sind denn überhaupt alle schon für Kompetenzen vorhanden. Das heißt, das ist schon auch so ein kompetenzorientiertes Coaching. An dem Punkt, an dem die Klientinnen und Klienten zu mir kommen, ist der Blick darauf manchmal ein bisschen dicht gemacht oder verschwommen und der Blick auf die Ressourcen. Was gibt es denn Dann ist schon auch so eine Bestandsaufnahme und auch erst mal der Blick auf sich selber sehr wichtig. Und dann eben die Übertragung auch nochmal wieder zurück auf die Berufe oder die Weiterbildung oder was auch immer kommen mag. Es kann auch sein, dass eine Unterstützung gewünscht ist. Wie gehe ich mit der jetzigen Situation um? Es kommen auch Leute, die sagen, ich weiß nicht, ob ich mich verändern soll. Dann fragt man natürlich auch in dem Falle, was sind die Gründe, warum eine Veränderung überhaupt angedacht wird? Wo sind die? Was stört? Also auch da kann man ansetzen. Also es gibt eine gewisse Grundsystematik, aber hier ist es doch deutlich differenzierter, weil natürlich auch die Gründe viel, viel unterschiedlicher sind.

Björn:
Ja, ich kann, da kann ich nur eine Geschichte einmal ganz kurz beisteuern, diese Geschichte, warum ist eine Änderung gewünscht? Da hatte ich tatsächlich schon mal einen Klienten, der, wo sich dann rausstellte, in dieser ersten

Annette Testrut:
Mhm.

Björn:
Phase, die wir im Coaching haben, wo man das Ganze noch mal rekonstruiert, wie es überhaupt

Annette Testrut:
Hm.

Björn:
dazu gekommen ist, dass das überhaupt nicht die eigene Motivation war.

Annette Testrut:
Genau.

Björn:
Also das… Thema und das Ziel des Coachings hat sich dann in dem Moment total gewandelt. Und ich glaube, das wirst du sehr wahrscheinlich im Berufswegecoaching auch öfter…

Annette Testrut:
Auf jeden Fall. Wir kennen ja das besagte Thema hinter dem Thema, das dann oft eben sich noch zeigt.

Björn:
Ja.

Annette Testrut:
Genau, der erste Grund. Manchmal ist es eben, dass man Unsicherheit, dass es wirklich sehr, sehr individuell nochmal auf die Person zurückgeht. Also einfach nochmal schauen, was ist da in mir, was mich vielleicht auch hemmt, was mich bremst, was mich verunsichert. Es können auch Dinge eben aufploppen, dass man sagt, ich glaube, ich muss da raus. Und man schaut sich die Situation an und sagt, okay, da gibt es vielleicht einen Konflikt mit einer Person. Ist es das wert, einen Beruf aufzugeben, der allen anderen Facetten gut gefällt? Dann kann man vielleicht auch mal schauen, wie kann man in diesem Konflikt unterstützen oder coachen, dass Klientinnen oder Klienten eben damit umgehen kann. Da muss man wirklich nochmal ganz, ganz genau hinschauen. Das kann sich natürlich auch nochmal verändern, indem man erstmal in die Tiefe geht.

Björn:
Hm. Das ist ganz spannend, weil in dem Kontext ist es natürlich total gut, dass man so eine allumfassende Ausbildung hat, so wie du das ja auch genossen hast. Dass man in so einem Moment da steht und nicht weiß, wie man jetzt damit umgehen soll, wenn das eigentliche Thema zum Beispiel ein Konfliktthema

Annette Testrut:
Richtig.

Björn:
eigentlich innerhalb des beruflichen Systems ist, wenn man jetzt vom systemischen Ansatz ausgeht.

Annette Testrut:
Mmh.

Björn:
Wie ist das denn von deiner Wahrnehmung her? Du hast eben gesagt, Studienabbrecher gibt es viele. Spielt da… auch so eine gewisse, wie ist die Altersstruktur? Das würde mich interessieren. Ist es so, dass diese, dieses in meinem Kopf und in meiner Wahrnehmung so verankerte einen Beruf bis zum bis zur Rente machen, so in meiner Generation? Ich bin 73 geboren. Ist das mit ein Grund, warum Klienten dann zu dir gehen, weil sie sich nicht richtig trauen, auch sich nochmal auf eine andere Karriere zu begeben? Oder wie ist da deine Beobachtung?

Annette Testrut:
Also die Altersstruktur, fang ich mal da an, betrifft wirklich die ganze Bandbreite. Ich habe ein Semester gemacht und gesehen, das ist doch gar nichts für mich. Dann schaut man natürlich, wie ist der erste Gedanke überhaupt in diesem Beruf entstanden, manchmal auch nur, weil das der Papa vorgeschlagen hatte oder die Freundin das auch macht oder man eben nicht besser wusste. Also dann… gehen wir im Prinzip wieder zurück, ich sag mal ein bisschen wieder ins Berufswahl, genau,

Björn:
.. zur Berufswahl.

Annette Testrut:
jetzt machen wir es nochmal richtig und steigen da nochmal ein mit den ganzen Methoden, die ich ja auch beim letzten Mal schon erläutert habe. Ich habe aber auch durchaus 40-jährige, 50-jährige. Es ist wirklich auch so, dass ja wir alle auch länger arbeiten sollen dürfen müssen und auch einen Berufswechsel durchaus auch noch. Mitte 50, 60 durchaus anzudenken ist oder auch eine Perspektive, was kann ich vielleicht sogar machen, wenn ich eigentlich schon in Rente bin, zum Beispiel noch eine Selbstständigkeit aufbauen. Es gibt auch Leute, die sich sehr stark über Beruf identifizieren und sagen, ich möchte eigentlich noch weiter arbeiten, aber nicht mehr in dem Umfeld. Also das ist sehr, sehr viel flexibler doch auch geworden. Und Es ist schon so, dass auch jetzt bei unserer Generation der Gedanke langsam ankommt zu sagen, das, was ich mal gelernt und gemacht habe, das muss nicht in Stein gemeißelt sein bis zu meiner Rente. Also ich glaube, das ist auch dem Arbeitsmarkt geschuldet.

Björn:
Hm.

Annette Testrut:
Wir sehen ja, wie viel Flexibilität dort auch gefordert ist. Andererseits ist es auch wirklich so, dass es sehr viel durchlässiger ist und sehr viel… viele mehr Möglichkeiten gibt. Und oftmals kann ich auch ableiten, zu sagen, in dem Beruf,

Björn:
Mmh.

Annette Testrut:
in dem ich aussuche, gefällt mir das und das, aber dieser Bereich nicht. Vielleicht gibt es manchmal durch eine zusätzliche Qualifikation, Weiterbildung oder wie auch immer über wieder eine ganz neue Perspektive, wo ich mit einer Verknüpfung, mit einer neuen Qualifikation in ein neues Berufsfeld reingehe. Ich sag einfach mal… Stichwort Quereinstieg Lehramt zum Beispiel.

Björn:
Mhm.

Annette Testrut:
Und die Möglichkeiten sich auch zu qualifizieren, ich sag mal das Thema lebenslanges Lernen, das ist schon auch bei vielen in den Köpfen.

Björn:
Es kann ja auch sein, dass dieses einen Job bis zur Rente auch vom Umfeld quasi ausgeübt wird. Ich kann mich erinnern, ich hab zweimal meine Karriere gewechselt in meinem Berufsleben und jedes Mal haben meine Eltern

Annette Testrut:
Ja, natürlich.

Björn:
quasi die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ich fand das gar nicht so wild, aber meine Eltern haben immer, wenn ich es erzählt hab, um Gottes Willen, der Junge wird auf der Straße landen.

Annette Testrut:
Hmm.

Björn:
Ist nicht passiert, aber es ist in vielen Köpfen so drin, dass das ein enormes Risiko ist. Und das kann natürlich dann auch… was mit dem Mensch machen. Also, wenn ich war dann damals, na ja, ich würde sagen, stur. Oder sehr motiviert oder sehr positiv gestürmt

Annette Testrut:
Also…

Björn:
und habe es dann einfach gemacht. Und wenn man eine andere Persönlichkeitsstruktur ist

Annette Testrut:
Mmh.

Björn:
oder eine andere Glaubenssatzansammlung hat, wie ich das in dem Moment hatte, dann kann es ja sein, dass das einen tatsächlich ermitt. Mich würde jetzt interessieren, so ein bisschen zu seiner Systematik. Also wir haben ja jetzt schon geklärt, dass es erstmal ganz wichtig ist für dich, die Motivation überhaupt zu ergründen und genau zu wissen, warum sitzt der Mensch vor mir und ist das tatsächlich ein Orientierungsproblem? Also dass er nicht richtig weiß, wohin oder steht da was anderes hinter? Wenn es dann so ist, dass klar ist, der dahin klären möchte, das selber. Und es ist wirklich ein Orientierungsproblem, so dieses ich weiß gar nicht, was ich als nächstes machen soll. Wie gehst du dann vor?

Annette Testrut:
Ja, zum Beispiel, indem ich diese Kompetenzbilanzierung mache und erstmal schaue, was sind denn für Kompetenzen vorhanden und welch möchte der Klient oder die Klientin auch weiterhin nutzen oder was macht ihm auch Freude, also auch nochmal zu unterscheiden, was kann ich und was mache ich gerne. Kann auch nochmal einen großen Unterschied machen. Ich clustere immer, also auch die Interessen, Werte, Tätigkeiten, Kompetenzen und stimme die immer wieder auf ein neues Berufsfeld ab. Dadurch ergeben sich im Prinzip auch Ideen. Ich habe natürlich, das hatte ich ja auch schon berichtet, viele Jahre schon im Jobcoaching verbracht. Das heißt, ich kenne doch eine ganze Menge an Berufen und auch Studiengänge oder weiß zumindest, wo man es nachschaut und kann dann auch mit Ideen Ideen geben. Das ist aber nur ein Impuls von mir. Die Abstimmung muss dann auch immer durch den Coaching erfolgen. Passt das zu dem, was ich möchte?

Björn:
Mhm.

Annette Testrut:
Und dort gibt es im Prinzip immer wieder so einen Abgleich. Und das ist natürlich einfach ein Weg. Und manchmal ist der Coaching natürlich auch zu Beginn noch so ein bisschen… blockiert oder ihm fehlt auch der Mut. Natürlich geht es auch viel um Ermutigung und wie gesagt Ressourcenarbeit. Der Blick ist oft da ganz versperrt drauf und vielleicht auch mal

Björn:
Hm.

Annette Testrut:
fühlen zu kommen. Vielleicht mal, du kennst das auch viel, Arbeit mit Bodenanker, solche Dinge zu

Björn:
Mmh.

Annette Testrut:
sagen, da gibt es mehrere Entscheidungen und viele sind vom Kopf her schon so blockiert, dass sie sagen, oh Gott, ich weiß gar nicht in welche Richtung. da mal in so einen Fluss zu kommen. Überhaupt auch, da kommt meistens ganz viel in Gang und zwischen den Terminen passiert dann oft auch eine Menge. Es kommen Impulse und wenn wir uns das nächste Mal treffen,

Björn:
Hm.

Annette Testrut:
knüpfe ich natürlich wieder an und dann kann es schon gut sein, dass so manche Gedanken weiterfließen und sagen, da habe ich mir ja Gedanken gemacht, das kann ich mir eigentlich gut vorstellen, das passt eigentlich, andere kippen wieder so ein bisschen runter. Klienten und der Klientin auch zu arbeiten.

Björn:
Dieses in die Emotion reinkommen und mit Bodenankern arbeiten, das ist eine Erfahrung,

Annette Testrut:
Hm.

Björn:
die habe ich auch gemacht, dass das gerade in solchen Themen unheimlich wertvoll ist,

Annette Testrut:
Mhm.

Björn:
weil und das ist vielleicht für die Hörer hier auch ganz spannend, wir natürlich, wenn

Annette Testrut:
Hm.

Björn:
es um Berufe geht, das ist so meine Wahrnehmung, sind wir sehr von wirtschaftlichen Faktoren

Annette Testrut:
Mhm.

Björn:
und Statusfaktoren tatsächlich auch gesteuert.

Annette Testrut:
Ja.

Björn:
Wie will ich wirken nach außen? Wie viel Geld will ich verdienen? Will ich ein Haus haben? Will ich ein größeres Haus haben? Ein größeres Auto? Und dieses Thema, was will ich eigentlich und was macht mich glücklich, tritt ganz oft nach hinten. Und ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass wenn man dann mit Boden ankern, also das habe ich schon mal in einer anderen Podcast-Folge, glaube ich, auch erklärt, arbeite. Das bedeutet, dass man bestimmte Stichworte auf einen Zettel schreibt, der Klient stellt sich drauf und man spürt dann da mal hinein. Also … .. macht die Augen zu und spürt richtig, was macht das mit mir,… .. wenn ich mich in diese Position begebe. Das bewirkt unglaublich viel. Das kann ich sehr bestätigen, was du da erzählst,… .. dass in dem Moment so ein Impuls kommt… .. und es muss dann gar nicht schon die endgültige Entscheidung sein,…

Annette Testrut:
Nein.

Björn:
.. aber das bringt den Klienten ja ganz oft ins Fühlen. Und beim nächsten Termin steht dann jemand vor einem und sagt,…

Annette Testrut:
Vielen Dank für’s Zuschauen.

Björn:
.. also ich habe da mal ganz viel in mich reingespült… .. und dann kommt auf einmal eine völlig andere Geschichte… .. und das ist ganz, ganz toll und ganz spannend.

Annette Testrut:
Ja genau, das ist ja oftmals sehr überraschend. Wie gesagt, wir geben eher viele Impulse. Ich arbeite auch viel mit Bildern zum Beispiel. Das ist auch nochmal auch ein guter Punkt, ins Fühl zu kommen.

Björn:
Hm?

Annette Testrut:
Oder wenn gewisse Blockaden sind, fordere ich auch auf, mal ruhig Bilder, Zielvisionen zu malen, Zielbilder oder Collagen zu erstellen. Weil wenn man wirklich fragt, wie stellen Sie sich das und das vor, das oft gar nicht so beantwortet werden kann.

Björn:
Mmh.

Annette Testrut:
Aber über Bilder ist es manchmal einfacher. Und es ist auch überraschend, wenn wir ein paar Dinge anstoßen. Ich weiß wirklich in der nächsten Sitzung auch wirklich gar nicht, mit welchen Gedanken kommt der Coaching nun heute zu mir. Und ich frag dann natürlich immer, was ist passiert, was hat sich in den Gedanken vielleicht auch verändert, was hat sich geklärt im Blick. Und das ist natürlich auch für mich immer ganz spannend zu sehen,

Björn:
Hm.

Annette Testrut:
dass natürlich wirklich dieser Prozess in Gang kommt, der… wirklich erstmal auch offen ist, was als Ergebnis dahinter hersteht.

Björn:
Ich finde das ein ganz wichtiges und spannendes Thema, weil die, das ist, also ich mache ja sehr viel Lebenswegecoaching, also ich unterhalte mich mit Menschen, die eine Veränderung

Annette Testrut:
Ja.

Björn:
wollen in ihrem Leben, oft gar nicht wissen so richtig, in welchem Bereich.

Annette Testrut:
Mhm.

Björn:
Ganz oft auch tatsächlich aus einem Business-Kontext raus, wo sich dann eigentlich in 99 Prozent der Fälle zeigt, dass das eigentlich aber ein Anker im Privaten hat. Diese Frage, was mache ich, was will ich machen, die Großteil des Tages, weil unser Job ja nun tatsächlich den Großteil unserer wachen Zeit in Anspruch nimmt, ist unheimlich wichtig. Und ich finde das toll, wie du dich darauf einschließt und spezialisierst. Und ich finde, dass du halt auch eine große Kompetenz damit bringst, weil du diese Job-Coaching-Erfahrung ja schon mitbringst. Und dich auch so viel mit Jugendlichen da auseinandersetzt und weißt auch, wie das berufliche Leben eigentlich aufgestellt ist und was es da für unglaubliche Facetten gibt. Hast du eine ganz, so zum Abschluss vielleicht, eine ganz spannende Geschichte noch für uns, wo sich jemand so richtig gewandelt hat, wo du richtig überrascht warst?

Annette Testrut:
Also eine Geschichte dazu habe ich jetzt einige im Kopf. Ich würde aber sagen, dass es oftmals so ist, dass in der Altersspanne zwischen Mitte 40 und Mitte 50 tatsächlich oft mal noch mal eine große Veränderung kommt. Also dass durchaus, ich sag mal, aus dem Management heraus gesagt wird, okay, jetzt habe ich hier 30

Björn:
Ja.

Annette Testrut:
Jahre gepowert und wo ist eigentlich die Zeit geblieben und das ist ja auch so, dass im Umfeld manchmal auch Dinge passieren und einem vor Augen geführt wird. Es geht nicht immer alles so weiter. Also ich würde sagen, dass… dass in diesem Lebensabschnitt häufig sehr große Veränderungen noch mal passieren. Also wirklich noch mal zu sagen, so ich habe jetzt vielleicht noch mal 15 Berufsjahre, möchte ich die so weitermachen oder möchte ich jetzt vielleicht auch ein bisschen mehr gucken, was macht mir denn Spaß, was ist im Einklang mit mir und meinen Interessen, mein Privatleben, was macht mich zufriedener? Das würde ich sagen, ist diese Altersklasse noch mal so ganz interessant und spannend.

Björn:
Ja, das ist die berüchtigte Midlife-Crisis.

Annette Testrut:
Ja.

Björn:
Die ist dann ja anscheinend wirklich in irgendeiner Form zu geben, scheint. Vielleicht von mir so zum Abschluss dann noch die Geschichte. Ich war gerade im Urlaub, wie du weißt.

Annette Testrut:
Ja.

Björn:
Ich bin jetzt schon wieder ein paar Wochen hier, und ich war tauchen in Thailand.

Annette Testrut:
Mm.

Björn:
Und da gab es eine Tauchlehrerin, und das war wirklich so ein Paradebeispiel, wo ich dann auch gedacht habe, ja, es ist einfach so. Es passiert einfach sehr, sehr häufig. Die war auch so mein Alter und hat dann wirklich einen dicken Job. Marketing, glaube ich, wenn ich mich richtig erinnere, gehabt und hat dann ganz plötzlich

Annette Testrut:
Ja.

Björn:
festgestellt, das geht gar nicht mehr und hat was völlig anderes gemacht, ist ausgewandert

Annette Testrut:
Ja.

Björn:
und ist Tauchlehrer geworden. Jetzt will ich nicht sagen, dass Tauchlehrer, der sagte sie selber auch, das ist ein harter

Annette Testrut:
Ja.

Björn:
Job und man wird damit auch nicht stinkerreich, aber es war für sie das Richtige und das

Annette Testrut:
Mh.

Björn:
ist ja eine tolle Erkenntnis und das kommt immer häufiger, dass Menschen dann eben nicht in die Krise fallen und sich das dicke Auto vor die Hau… uns ausstellen, um irgendwas zu kompensieren, dann doch nicht glücklich zu werden, sondern dass sie sich dann wirklich fragen, was möchte ich eigentlich machen mit meinem Leben? Und dann landen sie vielleicht auch bei dir und sind da, glaube ich, auch in sehr guten Händen.

Annette Testrut:
Danke.

Björn:
Ich bedanke mich für das Gespräch, Annette war wieder sehr, sehr spannend. Wer weiß, vielleicht finden wir ja noch eine dritte Möglichkeit. Gucken wir, wie unsere Coachingwege so laufen.

Annette Testrut:
bestimmt. Genau.

Björn:
Ich bedanke mich dafür, dass du wieder dabei warst. Ich hoffe, euch, meinen Zuhörern, hat es gefallen. Wenn euch dieser Podcast oder diese Folge gefällt, freue ich mich über eine positive Bewertung und natürlich auch über einen Kommentar. Kontaktmöglichkeiten in den Notizen zu dieser Sendung und natürlich auch von Annette.

Annette Testrut:
Genau. Tschüss, Björn.

Björn:
Ja, ich bedanke mich. Tschüss, Annette.

Annette Testrut:
Danke dir. Auf.

Björn:
Ciao.

Annette Testrut:
Tschüss.


Letzte Blogbeiträge