Portrait Björn Bobach

Coaching Blog & Podcast

Rolle und Person unterscheiden lernen

1. März 2024

In dieser Folge des Coach&Coach Podcasts geht es um das Thema Rolle und Person. Jan und ich diskutieren die Herausforderungen, die mit dem Übernehmen neuer Rollen einhergehen, insbesondere im beruflichen Kontext. Wir betonen die Bedeutung der Wahrnehmung der Rolle von anderen und wie diese die Interaktionen beeinflusst. Des Weiteren untersuchen wir die Auswirkungen des Rollenwechsels auf die persönliche Ebene und die Entkoppelung von Rolle und persönlichem Wert. Wir diskutieren auch die Vielzahl an Rollen, die wir im Alltag einnehmen, und die Bedeutung von Authentizität in der Rolle. Abschließend betonen wir die Unterscheidung zwischen Kritik an der Rolle und Kritik an der Person und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung in einer Rolle.

Takeaways

Der Rollenwechsel kann mit Herausforderungen verbunden sein, speziell wenn Erwartungen an die neue Rolle gestellt werden, für die man nicht ausreichend vorbereitet wurde.

Die Wahrnehmung der Rolle von anderen kann einen großen Einfluss darauf haben, wie man sich in der Rolle fühlt und wie man von anderen behandelt wird.

Es ist wichtig, die Rolle von der persönlichen Identität zu trennen und zu erkennen, dass das Ausfüllen einer Rolle nicht mit dem persönlichen Wert oder der Wertigkeit als Mensch zusammenhängt.

Im Alltag nehmen wir viele verschiedene Rollen ein, und es ist wichtig, authentisch zu bleiben und die eigenen Werte in den verschiedenen Rollen zu berücksichtigen.

Kritik an einer Rolle ist nicht zwangsläufig eine Kritik an der Person, und es ist wichtig, diese Unterscheidung zu treffen und sich nicht persönlich angegriffen zu fühlen.

Kapitel

00:00 Einführung und Vorstellung

00:25 Herausforderungen bei der Übernahme einer neuen Rolle

02:14 Die Wahrnehmung der Rolle von anderen

05:35 Die Auswirkungen des Rollenwechsels auf die persönliche Ebene

08:21 Die Unterscheidung zwischen Rolle und Person

09:43 Die Entkoppelung von Rolle und persönlichem Wert

11:17 Die Vielzahl an Rollen im Alltag

13:11 Die Bedeutung von Authentizität in der Rolle

15:59 Die Gewichtung innerer Anteile in verschiedenen Rollen

19:04 Die Unterscheidung zwischen Kritik an Rolle und Person

21:25 Die Erfahrungen im Kundenbereich und die Entkoppelung von Rolle und Person

24:11 Die Weiterentwicklung in einer Rolle

25:32 Fazit und Abschluss

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Björn (00:01.136)
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Coach&Coach, dem Coaching-Podcast mit meinem Kollegen Jan-Gustav Franke. Hallo Jan!

Jan (00:09.966)
Hallo Björn!

Björn (00:11.664)
Genau und mir, Björn Bobach. Wir freuen uns, dass ihr wieder dabei seid. Und für heute wollen wir uns dem Thema Rolle und Person annehmen. Jan, was hast du denn gerade für eine Rolle?

Jan (00:25.966)
Jetzt gerade habe ich die Rolle des Podcast-Teilnehmers mit dir.

Björn (00:31.92)
Teilnehmer, Gestalter, Host, wie auch immer. Ja, du hast dieses Thema vorgeschlagen. Vielleicht erläuterst du mal, warum dir das am Herzen liegt und was du damit eigentlich genau meinst.

Jan (00:46.766)
Ja, sehr gerne. Und zwar ist mir das Thema nochmal begegnet im Rahmen eines Führ Und da ging es darum, dass

die Person große Herausforderungen hatte im beruflichen Alltag und da bestimmte Ansprüche an sie gestellt wurden. Und diese Ansprüche, denen sah sich die Person teilweise nicht gewachsen bzw. wusste halt irgendwie nicht, wie sie damit umgehen soll und hat das dann sehr, sehr persönlich genommen.

Björn (01:26.48)
Mhm.

Jan (01:27.566)
Und jetzt muss man aber dazu sagen, das war in diesem Zusammenhang eine Führungskraft, die in diese Führungsrolle hineingewachsen ist, aus der Organisation heraus. Das heißt also, sie hat da eine technische Ausbildung gemacht, hat sich dann da weiterentwickelt und ist dann halt irgendwann eben in diese Rolle der Führungsperson gekommen, Führungskraft gekommen.

und hat aber jetzt nicht sonderlich viel zusätzliche Ausbildung führungsmäßig bekommen. Und jetzt waren da auf einmal Erwartungen da an diese Rolle der Führungskraft. Aber die Person wurde gar nicht befähigt, vorab, sagen wir jetzt auf dem Ausbildungsweg klassisch diese diese Fähigkeiten auch zu entwickeln. Und der Konflikt, der dann auftrat, war eben der.

Björn (02:10.352)
Mhm.

Jan (02:14.254)
dass eben ein persönliches Versagen da gefühlt wurde, weil man jetzt also diese Erwartungen nicht erfüllt. Und da war dann eben die Frage im Raum, ob gegebenenfalls auch diese Position aufgegeben werden sollte vor diesem Hintergrund und ob man eventuell auch selbst da einfach gescheitert ist. Und

Björn (02:28.08)
Hm?

Björn (02:33.2)
Hm.

Jan (02:35.726)
Dazu haben wir dann gearbeitet. Können wir vielleicht gleich nochmal darauf eingehen, aber das ist im Prinzip dieser Sachverhalt, über den ich gerne mal sprechen möchte. Was bedeutet es, eine Rolle einzunehmen? Und Rolle nehmen wir in unterschiedlichen Formen ein? Und was hat das auch mit der eigenen Persönlichkeit zu tun oder mit der jeweiligen Person, die diese Rolle erfüllt, ausfüllt, annimmt? Das ist das Thema.

Björn (02:57.424)
Sehr spannendes Thema, finde ich. Und sehr vielschichtig, weil jetzt in dem Beispiel, das du genannt hast, was mir da so direkt auch durch den Kopf ging, war die Rolle, die jemand in einem Unternehmen einnimmt, hat natürlich auch etwas damit zu tun, wie sie von anderen wahrgenommen wird. Gerade wenn es so um interne Beförderung geht,

einem Unternehmen heranwächst sozusagen und dann auf einmal gerade in eine Führungsrolle reinrutscht, kann man glaube ich noch so vorbereitet sein. Aber was sich dann menschlich um uns herum abspielt, ist natürlich auch nochmal ein ganz anderes Thema, weil diese Rollenwahrnehmung da einen großen Einfluss hat. Also wie verhält sich meine Umgebung mir gegenüber anders, weil ich eine bestimmte Rolle habe.

Und das ist natürlich auch wieder an die Person gekoppelt, weil sagen wir mal, jemand kommt in eine Führungsrolle und auf der persönlichen Ebene gab es da immer viel Harmonie früher und das war der Buddy.

irgendwie immer alles so schön auf Augenhöhe und da musste man nichts befürchten und hat sich auch so super verstanden, privat auch vielleicht ein bisschen getroffen und also, wo die persönliche Ebene sehr, sehr im Vordergrund stand. Und dann dreht sich das natürlich total, wenn jemand von der Rolle her eine Hierarchie nach oben rutscht. Und das hat nicht mal was mit Kompetenz zu tun oder wie du jetzt gesagt hast, mit der zusätzlichen Ausbildung, sondern einfach die Wahrnehmung einer Person.

in einer anderen Rolle und auch die Wahrnehmung der eigenen Person in dieser anderen Rolle. Wie werde ich dem gerecht? Was erwartet meine Umgebung jetzt von mir? Muss ich jetzt auf einmal besonders autoritär sein? Was passiert, wenn meine Autorität aufgrund der persönlichen vorhergehenden Ebene gar nicht angenommen wird? Und was hat das jetzt wieder für eine Auswirkung auf meine Rolle? Wie verhalte ich mich dann in dieser Rolle? Ist ein ganz vielschichtiges Thema und ein ganz beliebtes Coachingthema auch, weil das ist, glaube ich, etwas, was

Björn (05:08.88)
sehr viele, die uns jetzt zuhören, die vielleicht in so einer Situation mal waren, nachempfinden können, dass so ein interner Rollenwechsel auf der persönlichen Ebene sehr schwierig ist und die Rolle tatsächlich auch gefährden kann. Weil genau wie du es beschrieben hast, es dann zu einem Konflikt zwischen der eigenen Person und der neuen Rolle gibt.

von der man nicht so richtig weiß, wenn das abgelehnt wird von der Umgebung, ob das jetzt eine persönliche Ablehnung ist. Das lässt einen dann tief zweifeln, ob das überhaupt eine Rolle ist, die man ausfüllen kann, auch wenn das überhaupt nichts mit der Qualifikation oder der Leistung in der neuen Rolle zu tun hat, weil es uns tief an die Person geht.

Jan (05:55.47)
Mhm.

Ja, also das sind ja vielleicht auch unterschiedliche Aspekte, in denen einem das begegnen kann. Also das, was wir jetzt gerade etwas mehr beleuchtet haben, war das berufliche Thema. Nämlich, ich steige beispielsweise in der Karriereleiter auf, komme eben in eine Führungsaufgabe und muss dann erstmal lernen, da zurechtzukommen. Das ist ja wie überall anders auch. Was ich bisher nicht gemacht habe, da kann ich auch keine Erfahrung drin haben. Das heißt, ich muss erstmal lernen.

Jan (06:26.96)
dazu. Also wir alle würden heute nicht laufen, wenn wir nicht oft hingefallen und wieder aufgestanden wären als Kinder. Und das zieht sich dann ja auch so im Berufsleben weiter durch, dass halt auch da nicht alles immer zu 100 Prozent läuft mit hoher Wahrscheinlichkeit, sondern dass man da im Prinzip auch rein wachsen muss unter Umständen. Das heißt, da gibt es die Möglichkeit, dass also eine Rolle unter Umständen auch zu einem gewissen Zeitpunkt erstmal vielleicht noch ein Stückchen zu groß ist oder auch Anforderungen stellt, Fähigkeiten benötigt.

die ich eventuell noch gar nicht habe, die die Person noch gar nicht hat, die sie erst entwickeln muss, das kann eine Feststellung sein. Und dann gibt es natürlich auch andere Rollen, die uns begegnen, an die auch Erwartungen gestellt werden, am privaten Bereich. Das kann eine Rolle sein als Partner, in einer Partnerschaft. Das kann die Rolle sein einer Mutter, eines Vaters, wo dann auch von außen auf einmal gewisse Erwartungen an eine Rolle definiert werden.

Das können ganz, ganz unterschiedliche Rollen sein. Das kann auch, wir haben im Vorgespräch schon darüber gesprochen, die Rolle sein eines Coaches. Also auch wenn man als Coach arbeitet, dann nimmt man auch eine Rolle ein. Und das Interessante ist ja in diesem Zusammenhang, zumindest für mich jetzt mal für diese Fragestellung, was hat das jeweils mit der Person zu tun? Und ich glaube, ein ganz wichtiger Punkt, den man unterscheiden kann, ist, die Rolle

der Person.

Also auch wenn wir uns jetzt mal ein Theater anschauen, dann ein Schauspieler, unterschiedliche Rollen ein unter Umständen und diese Rollen haben bestimmte Eigenschaften und dieser Schauspieler muss deshalb aber, wenn er ein Fiesling spielt, noch lange nicht im echten Leben ein wirklicher Fiesling sein. Wird es auch nicht sein, aber er kann sich vielleicht da hinein empfinden, kann es vielleicht so darstellen in diesem Zusammenhang. Jetzt ist natürlich das Schauspiel nochmal etwas ganz Besonderes.

Jan (08:21.646)
Und da ist vielleicht auch diese Distanz zwischen Person und Rolle noch mal deutlich weiter. Aber nichtsdestotrotz ist es halt eben so, dass man feststellen kann, eine Rolle und auch Erwartungen an eine Rolle haben nicht zwingend etwas mit der eigenen Person zu tun. Und das kann unheimlich entlasten. Und das war auch etwas, was in diesem Coaching total geholfen hat. Festzustellen, hier gibt es Erwartungen an eine Rolle.

Björn (08:39.344)
Hm.

Björn (08:45.616)
Hm?

Jan (08:46.094)
Aber wenn diese Rolle jetzt auch in diesem Zeitpunkt oder zu einem gewissen Zeitpunkt nicht zu 100 Prozent erfüllt oder bespielt wird oder diese Erwartungen erfüllt, dann heißt das noch lange nicht, dass ich jetzt auch als Person deshalb in irgendeiner Art und Weise den Erwartungen nicht entspreche. Sondern dann ist die Frage, ich bin genauso wertig als Mensch, auch wenn ich eine gewisse Rolle nicht erfüllen kann, vielleicht auch zu einem gewissen Zeitpunkt. Und das können ja äußere innere Faktoren, sind unterschiedliche Punkte, aber es hat nichts mit dem Wert.

Björn (09:01.84)
Hm.

Jan (09:14.51)
einer Person zu tun. Und das finde ich schon mal eine ganz ganz wichtige Erkenntnis, dass auch ein Scheitern in bestimmten Rollen, dass Erfahrung in bestimmten Rollen, dass aber vielleicht auch Ehrungen, Vorteile, die man in bestimmten Rollen hat, nichts mit der Person zu tun haben. Auch das sollte man sich bewusst machen. Es gibt ganz viele Menschen, die beispielsweise auch am Ende des Berufslebens auf einmal zurückfallen, weil sie feststellen, diese ganzen Kontakte, diese Beziehung, die ich hatte,

Björn (09:16.624)
Hm.

Hm.

Jan (09:43.022)
Die waren mit meiner Rolle verknüpft, aber die hatten gar nichts mit mir persönlich zu tun.

Björn (09:46.64)
Das ist ganz häufig, ne? So Ruhe stand und auf einmal sind alle Kontakte weg, weil man ist nicht mehr… Weil die Rolle ist weg und die Person war gar nicht im Vordergrund. Ja, genau.

Jan (09:57.358)
Und das ist vielen Menschen aber oftmals gar nicht so bewusst, weil wir natürlich auch einen enorm großen Zeitanteil erstmal, auch einen emotionalen Anteil mit bestimmten Rollen verknüpfen. Also auch ein Beruf ist oftmals identitätsstiftend und wir identifizieren uns auch mit dem unter Umständen, was wir tun. Also es kann so sein, muss nicht so sein, hatten wir auch schon mal eine Folge dazu.

Aber genauso sind es eben auch andere Punkte. Wenn ich sage, ich identifiziere mich als Mutter, als Vater oder ich identifiziere mich als Coach, dann hat das auch wieder bestimmte Erwartungen, eventuell von außen oder auch von innen, die ich sehe. Und wenn diese Identifikation dann weggenommen wird, dann kann das halt eben dazu führen, dass ich vielleicht auch selbst ein bisschen aus dem Gleichgewicht komme in dem Zusammenhang.

Björn (10:46.672)
Ich habe gerade so gedacht, wie viel Rollen erfüllen wir eigentlich, weil du dann ja auch vom Privaten ins private, in den privaten Bereich gegangen bist. Und eigentlich erfüllen wir ja jeden Tag unglaublich viele Rollen. Also morgens früh, wenn wir in einer Partnerschaft sind, sind wir Partner. Dann sind wir irgendwann, wenn wir mit dem Auto fahren, Verkehrsteilnehmer, ist auch eine Rolle. Dann sind wir Kollege, dann sind wir Vorgesetzter.

Jan (11:12.398)
Mhm.

Björn (11:17.2)
Dann machen wir irgendwas Privates, da sind wir Freund. Also das ist sehr, sehr… Das ist unheimlich viel, was wir eigentlich an Rollen ausfüllen. Und ich glaube, bei einer Rollenveränderung, wie du sie eben beschrieben hast, ich glaube auch, dass Rolle und Person sehr stark getrennt sind. Ich glaube, es wird ein… Es gibt eine Schwierigkeit, wenn man eine Rolle, wie du es eben in dem Beispiel mit dem Schauspieler…

Jan (11:27.438)
Hm.

Björn (11:45.552)
beschrieben hast, wenn man sie spielt, wenn man sie nicht isst. Und da ist es dann schon wieder gekoppelt. Ich will ein Beispiel sagen. Jemand, der in eine Führungskraft kommt und dann die Führungskraftrolle nicht ausfüllt, sondern spielt. Also etwas tut, was er meint, was er tun muss, was aber seiner Person nicht entspricht, wo das in eine große Diskrepanz führt.

Jan (12:06.606)
Mhm.

Björn (12:13.552)
Also wenn jemand, der ganz lieb und nett ist als Person, ganz stiller, ruhiger Mensch, jetzt in einer Führungsrolle auf einmal anfängt, ganz harsh, autogitär und streng und laut zu werden, wird den ja im Umfeld keiner ernst nehmen. Und wird eher dazu führen, dass das nicht von Erfolg gekrönt sein wird. Gerade wenn er keine Rückendeckung hat, also wenn er keinen Mentor oder Coach dabei hat, der ihm sagt, hör mal, führen, wenn du es noch nicht gelernt hast, macht man…

Jan (12:25.966)
Mhm.

Björn (12:41.776)
besser auf der andere Art und Weise als laut und autoritär. Dann ist das Ganze schon wieder aneinander gekoppelt. Nichtsdestotrotz hat natürlich, auch wenn es an unsere Person gekoppelt ist, wie wir eine Rolle ausfüllen, wenn wir sie nicht vorspielen sollen, da kommt dann das Stichwort Authentizität, dass wir authentisch sein sollten in den Rollen, die wir haben, immer noch unseren persönlichen Werten entsprechen. Also wenn ich jetzt als als Grundwert Teamgefühl oder Zusammenarbeit habe,

meine, wenn ich in einer Führungsrolle bin, unglaublich einen auf Alleingänge machen zu müssen, auch wenn es meinem Wert nicht entspricht, ist das natürlich auch wieder ein Konflikt. Also wenn ich eine Rolle ausführe, ausführe in einer Weise, die mir nicht entspricht, ist es miteinander gekoppelt. Wenn die Leistung nicht stimmt, hat das aber nichts damit zu tun, dass die Person dahinter nicht in Ordnung ist. Das ist ja glaube ich das Thema gewesen, was du eben für dieses Coaching geschildert hast. Und das ist…

tatsächlich, glaube ich, eine große Schwierigkeit, weil wir so unglaublich viel Zeit im Berufsleben verbringen. Und das ist gesellschaftlich ja auch nicht anders möglich, weil wir sind einfach so strukturiert, das war fast den ganzen Tag, mindestens in der Regel ja acht Stunden uns mit Arbeit beschäftigen. Und natürlich identifizieren wir uns dann persönlich auch sehr mit der Leistung, die wir auf der Arbeit bringen, beziehungsweise das Feedback und die Würdigung, die wir da bekommen.

Und es gibt ja auch oft die Geschichten, dass dieser Rollenwechsel dann so schwierig funktioniert, dass beispielsweise der Manager nach Hause kommt und immer noch Manager ist. Der kommt nach Hause und ist immer noch Manager. Oder was ich auch glaube ich schon mal erzählt habe, so das schöne Bild von einem sehr beschäftigten Arbeitnehmer oder Führungskraft, ist eigentlich auch egal in dem Fall, der nach Hause kommt und diesen Rollenwechsel…

von jetzt auf gleich vollziehen soll. Also der kommt quasi von der Arbeit nach Hause gestolpert und soll von jetzt auf gleich Vater werden oder Vater sein. Der hat gar keine Möglichkeit, mit einer kleinen Deko wie ich das so schön nenne, diesen Rollenwechsel überhaupt hinzukriegen. Das ist auch wieder an die eigene Person gekoppelt, weil ich glaube, dass es dann kein Verständnis gibt, welche…

Björn (15:04.112)
inneren Anteile eigentlich in welcher Rolle besonders aktiv sind. Und ich glaube, das ist mir eben schon so durch den Kopf gegangen, als du ausgeführt hast, dass doch die Rolle eigentlich also wir können ja jetzt nicht behaupten, dass die Rollen, die wir ausfüllen, völlig abgekoppelt von unserer Identität sind oder von unserer Person sind oder von unserer Persönlichkeit. Ich glaube, es gibt eine unterschiedliche Gewichtung auf innere Anteile. Also in welcher Rolle bin ich vielleicht?

energischer, autogitärer, in welcher Rolle bin ich versöhnlicher, in welcher Rolle bin ich lustiger, gibt’s ja auch, die Lustigen. Das ist, glaube ich, das, was die Rolle am Ende entscheidet, wie ich sie ausfülle. Dass eine Kritik an einer Rolle als persönliche Kritik an der eigenen Person, von der Begrifflichkeit muss man hier wirklich aufpassen, wie ich feststelle, missverstanden wird.

Jan (15:59.214)
Mhm.

Björn (16:02.96)
könnte ja auch damit zu tun haben, das ist eine Frage an dich, vielleicht siehst du das auch völlig anders, könnte ja auch damit zu tun haben, dass ich meinen Selbstwert in vielleicht für mich zu hohem Maße an eine berufliche Leistung koppel und weniger auf Dinge, die mich nachhaltiger in meinem Selbstwert bestärken.

Jan (16:27.566)
Ja, absolut. Also das ist ja sowieso die Frage, was macht das mit einem? Also wenn jetzt irgendwie jemand sagt, also wir sprechen quasi in einem beruflichen Kontext miteinander, so, dann ist halt die Frage, ist das, was da jetzt an dich oder an mich gerichtet ist, ist es jetzt an den Menschen gerichtet dahinter oder ist es quasi an die Rolle gerichtet? So und ich finde, man kann da ganz gut differenzieren. Also es gibt Menschen, mit denen komme ich quasi persönlich sehr gut klar,

Und da habe ich aber beruflich eine andere Meinung. Und genauso gibt es Menschen, mit denen komme ich beruflich sehr gut klar, aber persönlich habe ich da irgendwie eine ganz andere Meinung zu. Und das ist ja auch in Ordnung. Ich glaube, wichtig ist ja letzten Endes in dem Zusammenhang, du hast gesagt, ich überlege gerade, wie du es beschrieben hast, aber ich versuche es nochmal anders. Also aus meiner Sicht ist es so, dass wenn wir bestimmte Rollen einnehmen, damit es authentisch ist, dann ist es idealerweise so.

dass unsere Persönlichkeit, unsere Werte in Summe das Spektrum auch abdecken können, was eben in diesen Rollen dargestellt wird. Und ich vergleiche das immer ganz gerne mit so unterschiedlichen Facetten.

von einem Brillanten. Also wenn du da halt irgendwie unterschiedliche Facetten hast, die da geschliffen sind, dann ist es also so, dass es halt eben ganz, ganz viele unterschiedliche Facetten gibt, die auch unterschiedliche Rollen unseres Lebens darstellen können. Und trotzdem ist es quasi alles ein Stein in Summe. Aber es gibt unter Umständen nur ein Teil unterschiedliche Lichtreflexe, je nachdem wie jetzt eine Facette geschliffen ist oder dargestellt ist. Und das

Björn (18:01.744)
Mhm.

Jan (18:12.24)
in unterschiedlichen Rollen, wie du sagst, diese inneren Anteile oder sagen wir mal Eigenschaften, unterschiedlich ausdrücken und vielleicht gibt es dann auch neue Rollen, die angenommen aufgenommen werden, wo ich eventuell bestimmte Eigenschaften erst noch weiter ausprägen muss, wo ich eventuell noch rein wachsen muss, was ich dann über die Zeit entwickeln kann. Und trotzdem bleibt halt eben diese Frage, wenn jetzt irgendwie es eine Kritik an einer Rolle gibt.

ist das dann zwingend eine Kritik auch an der Person oder muss ich das persönlich nehmen? Weil es gibt ja auch Situationen, beispielsweise im beruflichen Leben. Oder vielleicht auch, also ist ja auch ein berufliches Leben, aber wenn man es mal als Politiker nennt, dann gibt es unter Umständen die Notwendigkeit aus Gründen heraus etwas zu kommunizieren, zu vertreten, was vielleicht gar nicht meine eigene absolute Meinung ist, oder was ich vielleicht selbst absolut als richtig achte, aber was etwas ist, was ich jetzt repräsentieren muss.

Björn (19:04.72)
Mhm.

Jan (19:05.518)
Und dafür kann es unter Umständen verbale Ohrfeigen geben. Weil es halt eben viele Menschen gibt, die anderer Meinung sind. Dann ist die Frage, macht das jetzt etwas mit mir persönlich? Oder gilt es im Prinzip dieser Rolle, die da gerade ausgeführt wird? Und das ist, glaube ich, wichtig, sich da irgendwie ein Stück weit zu differenzieren und auch zu schützen und diese Dinge nicht zu persönlich zu nehmen. Denn wir alle versuchen ja in der Regel, die Dinge so gut zu machen, wie wir es können.

Björn (19:09.744)
Mhm.

Jan (19:33.774)
Und es gibt sicherlich immer Menschen, die da vielleicht mal eine andere Meinung zu haben. Es gibt Menschen, die finden das vielleicht nicht so gut. Teilweise gibt es ja auch Situationen, wo es Menschen gibt, die finden etwas ganz besonders toll und man selbst ist damit vielleicht gar nicht so zufrieden. Auch das kann zu einem Konflikt führen letzten Endes. Aber sich darauf zu besinnen, dass eben die eigene oder die dargestellte Rolle, auch die gelebte Rolle, trotzdem nichts…

Björn (19:47.92)
Hm.

Jan (20:01.326)
Wertendes in Bezug auf den Wert der Persönlichkeit der Person hat, finde ich, ist eben ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Das kann einen eben auch davor schützen, einerseits, ja, eben sich persönlich angegriffen zu fühlen, wenn immer etwas nicht so läuft. Das kann einem aber auch den Mut geben, zu sagen, ich wage mal etwas und ich probiere auch mal etwas aus, auch wenn ich mir nicht 100 Prozent sicher bin, dass ich das eventuell schon ausfüllen kann. Das ist ja auch etwas ganz Wichtiges, weil wenn wir nie diesen Schritt wagen würden,

Also über die absolute Gewissheit heraus. Dann würden wir nie wachsen, dann würden wir uns nie weiter bewegen. Das heißt, wir müssen ja irgendwie auch mal Grenzen überwinden, um Neues zu entdecken. Und das finde ich eigentlich das Schöne daran. Und da kann einem vielleicht dieses Verständnis von Rolle und Person dabei unterstützen, zu sagen, okay, das ist eben vielleicht ein Teilaspekt. Das ist eine Rolle, die ich ausfülle, versuche auszufüllen, die ich lebe. Aber sie ist eben auch ein Stück weit entkoppelt von mir als Menschen ganz persönlich.

Björn (20:57.296)
Vielleicht so zum Abschluss, das macht das vielleicht auch nochmal ganz deutlich, vielleicht noch eine Geschichte, die ich gerade so im Kopf hatte, als du das erzählst, das mit der Rolle, die man ausfüllt und wer da eigentlich gerade die Kritik kriegt, die Rolle oder die Person. Ich habe ja sehr lange mal im Kundenbereich gearbeitet, also so Customer Facing Support und musste tatsächlich da auch lernen, dass…

wenn ich angeschrien wurde oder wenn ich angeschimpft wurde, ich nie persönlich gemeint war. Es ging nie um mich, sondern es ging immer um die Firma, für die ich da stand. Und das ist vielen Kollegen schwergefallen. Also es ist gerade so in den Anfangsmonaten, es ist vielen Kollegen schwergefallen, weil es immer sehr emotional wurde dann und dass man nie persönlich gemeint ist, kann man ja gar nicht. Und das kann man sich vielleicht auch immer mal bewusst machen. Man kann ja gar nicht persönlich gemeint sein, weil

Jan (21:32.334)
Mhm.

Björn (21:55.28)
Man kennt ja das Gegenüber überhaupt nicht. Das Gegenüber kann ja meine Person gar nicht meinen, weil es kennt mich ja überhaupt nicht. Das hat mir dann sehr geholfen. Und darüber habe ich dann ein ganz klares Rollenverständnis bekommen. Okay, meine Rolle ist gerade und ich stehe hier nicht als Björn, sondern ich stehe in dieser Rolle hier und alles, was da so an Attacken kam. Aber auch tatsächlich am Positiven, wie du eben gesagt hast, hat nichts mit mir zu tun, sondern mit meiner Rolle in diesem Unternehmen.

Jan (22:02.222)
Mhm.

Björn (22:24.752)
diesen Moment. Und das ist schwierig natürlich oder schwieriger, wenn man sich in einem Konstrukt befindet, wo es eine größere persönliche Ebene gibt, also Führungskraft, Mitarbeiter, kennt sie schon seit zehn Jahren, auf einmal ist man Führungskraft und so. Das ist natürlich eine ganz andere Herausforderung. Aber auch da, ich führe ja auch Menschen und ich habe auch da immer wieder so die Beobachtung, dass

Jan (22:25.71)
Hm.

Björn (22:49.424)
Ich mich dabei beobachte, wie ich selber sage, okay, ich werde hier gerade nicht angemauzt, weil ich Björn bin, sondern weil ich hier gerade der Überbringer einer bestimmten Nachricht bin, die nicht angenehm ist. Und ich sitze hier gerade nicht als Björn, sondern ich sitze hier in der Rolle der Führungskraft. Und das hilft sehr, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass was zurückkommt, egal ob es positiv oder negativ ist, nicht.

Jan (23:00.046)
Hm.

Jan (23:05.038)
Hm.

Björn (23:14.16)
im Kern, gerade im geschäftlichen Alltag oder nur vor allem im geschäftlichen Alltag nicht an mich persönlich gerechnet ist, sondern an die Funktionen, die ich da gerade ausfülle. Das hilft, glaube ich, sehr, wenn man sich das in solchen Situationen immer mal bewusst macht und vielleicht immer mal fragt, in welcher Rolle befinde ich mich gerade in solchen Situationen. Einfach mal sich selber reflektieren, in welcher Rolle befinde ich mich gerade. Das müssen wir beide regelmäßig tun, weil wenn wir im Coaching sind, sind wir auch nicht ganz pur.

Jan (23:31.022)
Mhm.

Björn (23:43.984)
.. Jan und Björn. Es gibt eine bestimmte Coaching-Haltung… .. oder Coach-Haltung, die wir dann auch einnehmen müssen. Weil wir nie werten, weil wir ja nie verurteilen,… .. weil wir ja neutral sind… .. bzw. immer mit dem Klienten loyal. Auch wenn das völlig unserem eigenen Wertesystem widerspricht,… .. aber auch da ist ein schönes Beispiel dafür,… .. dass eine Rolle nichts damit zu tun hat.

wie man persönlich ist und wer man persönlich ist und dass auch nichts über die Wertigkeit aussah.

Jan (24:16.494)
Ja.

sehr schön zusammengefasst. Ich würde gerne noch einmal auflösen, wie es dann quasi in diesem konkreten Fall auch weiterging. Wir hatten dann im Prinzip genau das auch noch mal differenziert, das Thema Rolle und Person herausgearbeitet, dass halt eben auch eine Kritik in diesem Zusammenhang dann sich eigentlich an die Erwartungshaltung an diese Rolle richtet, dass aber im Prinzip auch die persönlichen Eigenschaften, um das auszufüllen, in Teilen eben noch gar nicht so weit entwickelt

Björn (24:24.816)
Spannend.

Jan (24:48.174)
Aber diese Feststellung hat schon mal zu einer solchen Entlastung geführt, dass erst mal diese Tätigkeit weitergeführt werden konnte und das dann aber auch formuliert werden konnte.

was dann noch zu entwickeln ist. Und das konnte dann im Prinzip nachgeholt werden. Und so konnte dann auch in diese Rolle hineingewachsen werden. Das fand ich eine sehr schöne Entwicklung, weil quasi aus der ursprünglichen Arbeitshypothese, das ist alles zu viel, ich schmeiße das hin, ist dann geworden, okay, wie kann ich daran arbeiten, damit es gut funktioniert? Und letzten Endes hat dann eben auch eine Entwicklung stattgefunden.

die es dann ermöglicht hat, das dann eben auch mit einem guten Gefühl weiter zu tun. Und das fand ich einen tollen Fall auf jeden Fall.

Björn (25:32.528)
Ja, klingt super, es hat sich der Knoten gelöst.

Jan (25:35.342)
Richtig, genau. Ja, und wenn ihr vielleicht auch eigene Erfahrungen mit Rollen habt, mit unterschiedlichen zwischen Rollen und Personen, mit unterschiedlichen Rollenerwartungen, dann freuen wir uns natürlich auch auf eure Kommentare. Wir freuen uns auf eure Bewertungen für diese Folge und stehen euch für Fragen natürlich gerne zur Verfügung. Die Kontaktdaten findet ihr unter dem Podcast und wir freuen uns schon auf das nächste Mal und ja, bis dahin verabschieden wir uns zunächst.

Björn (26:04.816)
Macht’s gut, bis bald.

Jan (26:05.966)
Auf Wiederhören!

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