Portrait Björn Bobach

Coaching Blog & Podcast

Toxische Positivität

3. Dezember 2022

Was ist toxische Positivität? Früher nannte ich das Phänomen schlicht „zwanghaftes positives Denken“. Der neue, bessere Begriff ist mir durch Dominik Spenst – dem Autor der bekannten 6 Minuten Bücher – und seinem neuen Podcast das erste Mal begegnet und hat mich direkt überzeugt. Toxische Positivität beschreibt nämlich auch, dass zwanghaftes positives Denken auch wirklich giftige Folgen hat – was einem auch im Coaching immer mal wieder begegnet.

In dieser Folge beschreibe ich

???????? woran man toxische Positivität erkennt

???????? wie sie sich von einer gesunden, positiven Grundhaltung unterscheidet

???????? was man tun kann, wenn man toxische Positivität bei sich oder seinem gegenüber beobachtet

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Links & Kontakt:

Das 6 Minuten Tagebuch (Affiliate-Link)

Das 6 Minuten Erfolgsjournal (Affiliate-Link)

Dominik Spenst – Der 6 Minuten Podcast auf iTunes

Ich freue mich über Anmerkungen und Themenwünsche in den Kommentarfunktionen. Natürlich sind auch – hoffentlich positive – Bewertungen toll ☺️

Hier die Transkription des Podcasts:

Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Klarsicht, dem Coaching Podcast mit mir, Björn Bobach. Ich freue mich, dass ihr heute wieder dabei seid. Und wir steigen direkt ein in das Thema toxische Positivität. Ja, was ist das? Für mich ist der Begriff relativ neu, obwohl ich mich mit dem Thema schon lange auseinandersetze. Früher habe ich das einfach zwanghaftes, positives Denken genannt. Und woher habe ich diesen Begriff Toxische Positivität? Das habe ich Dominik Spen zu verdanken. Für die, die den Namen noch nicht gehört haben. Das ist der Autor der sehr bekannten und sehr erfolgreichen Sechs Minuten Bücher und allen voran das Sechs Minuten Tagebuch. Das ist ein ganz tolles Werkzeug, um seine Achtsamkeit relativ spielerisch durch zwei Rituale morgens und abends zu steigern und dem Nachfolger das Sechs Minuten Erfolgsjournal. Und die sind beide wirklich toll. Und der hat auch seinen eigenen Podcast gestartet. Der nennt sich der sechs Minuten Podcast. Das ist sehr zu empfehlen. Und da hat er den Begriff der toxischen Positivität auch behandelt. Und das fand ich erst mal von der Begrifflichkeit ganz toll.

Und das Thema liegt mir sehr am Herzen. Für die, die es interessiert, verlinke ich auch diesen Podcast noch mal. Unten in der Beschreibung dieser Folge und auch die beiden Bücher das sechs Minuten Tagebuch und das Erfolgsjournal. Für die, die es interessiert Ich kann es euch empfehlen. Ich habe beides benutzen. Finde beides wirklich toll. Ja, also früher habe ich zu toxischer Positivität zwanghaftes positives Denken gesagt, aber dieser neue Begriff gefällt mir deswegen auch unglaublich gut, weil der halt direkt auch die fatale Wirkung von dieser Haltung mit ausdrückt, nämlich toxisch. Zum Start möchte ich aber erst mal einen grundsätzlichen positive Denken eine Lanze brechen. Das ist ja etwas überhaupt nichts Schlechtes. Eine positive Grundhaltung zu haben, ist ja etwas, was einem in Krisen auch wirklich viel Kraft gibt. Und es kann eine höhere Resilienz bedeuten. Es ist eine große Ressource, wenn es mal wirklich schwierig wird, dass man dann den Blick auf die positiven Aspekte nicht verliert. Das hilft auch, nach Niederlagen sehr schnell wieder aufzustehen, wenn man mal auf der Nase gelegen hat.

Und damit hat toxische Positivität wirklich nichts zu tun. Nicht, dass ihr mich falsch versteht, Ich bin ein ganz großer Befürworter davon, den positiven Kern selbst in schlimmen negativen Ereignissen zu sehen und daraus Kraft zu schöpfen. Was toxische Positivität aber meint, ist etwas anderes. Das ist nämlich, negative Dinge nicht anzunehmen und wegzudrücken oder zu übergehen. Wenn ihr jetzt mal in euch geht, kennt ihr solche Leute bestimmt oder habt das vielleicht auch selbst schon mal gemacht? Das sind dann so Sätze wie Kopf hoch oder Siehst doch positiv und halb so wild. Oder In der Kindheit haben Leute in meiner Generation bestimmt auch noch oft den Satz gehört Jungs weinen nicht, der ist ja unsäglich. Schon aufgrund von verschiedenen anderen Dingen. Aber Jungs weinen nicht. Es wurde einem als Kind schon direkt erklärt. Nein, Tränen sind nicht erlaubt. Du musst positiv sein, du musst fröhlich sein. Also Negatives wird nicht angenommen und übergangen. Das kann natürlich viele, viele Gründe haben. Ein ganz großer Grund ist bestimmt, dass wir gesellschaftlich so ein bisschen auf Leistung trainiert sind.

Und jetzt auch im Instagram Zeitalter ist das ja noch verstärkt, weil wir total darauf getrimmt werden, dass alles immer schön ist, alle erfolgreich sind und alle glücklich sind, man auch immer glücklich sein muss. Wirklich Trauriges sehen wir in diesen Medien ja nie, aber das hat seine Wurzeln eigentlich schon gesellschaftlich in viel weiter zurückliegende Vergangenheit, weil diese Sätze wie Jungs weinen nicht, was ich eben gesagt habe oder Kopf hoch, süß, positiv, halb so wild, die gab es schon immer. Also wir Menschen haben eine Tendenz, uns dem nicht stellen zu wollen. Das hat natürlich ganz viel mit Unsicherheit zu tun, dass wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen, wenn wenn das Gegenüber vielleicht dann anfängt zu weinen oder wirklich, wirklich traurig ist. Und dabei ist das so einfach. Also negative Emotionen anzunehmen bedeutet ja eigentlich auch nur, dass man erst mal für jemanden da ist. Da komme ich dann aber gleich noch darauf zu sprechen, was man nämlich tun kann, statt toxisch positiv zu sein. Die Folgen von toxischer Positivität sind ziemlich gewaltig.

Also dadurch, dass negativen Emotionen kein Raum gegeben wird, bedeutet das eigentlich, dass sich ein Glaubenssatz einstellt, der am Ende sagt Ich darf das nicht fühlen oder ich sollte das nicht fühlen. Es ist falsch, wenn ich das fühle. Das setzt natürlich eine Abwärtsspirale in Gang, weil wenn man so etwas wirklich als Glaubenssatz empfindet, wirkt das sehr negativ auf den Selbstwert. Und dann hat man dann irgendwann auch schon Schamgefühle, wenn man sich schlecht fühlt, wenn man traurig wird und man verdrängt das also in Zukunft. Und das Allerschlimmste, was dann passieren kann. Eigentlich, abgesehen von dem psychologischen Folgen ist auch noch, wenn sich das dann körperlich manifestiert und das sind dann so Dinge wie Schlafstörungen. Manche Menschen entwickeln eine Sucht und ganz groß jetzt auch sind die psychosomatischen Beschwerden, also die psychosomatischen Beschwerden, Verzeihung, und da gibt es ja mittlerweile regelrechte Kliniken, die sich darauf komplett spezialisiert haben. Ich war mal als Trainer in so einer Klinik und habe das also beobachtet und die war rappelvoll und da war ich schon ziemlich geschockt. Also dieses, dieses Verdrängen von Negativen, wenn sich das so in den Körper reinfrisst und psychosomatische Beschwerden daraus entstehen, das darf man einfach nicht unterschätzen.

Also was tun? Wie kann man dagegen vorgehen? Bei sich selbst? Oder vielleicht auch, wenn es um einen herum passiert? Ganz wichtig ist die Reaktion darauf, wenn mir jemand gegenübertritt und sagt ich habe was Schlimmes erlebt oder Ich bin traurig. Oder anfängt zu weinen. Also statt Das wird schon oder halb so wild. Augen zu und durch. Und diese ganzen anderen eigentlich unsäglichen Sätze reicht es einfach Sachen zu sagen wie Ich bin da! Oder auch gar nichts zu sagen. Vielleicht jemanden einfach nur in den Arm nehmen? Eine Hand neben Einfach für ihn da sein. Solidarität zeigen. Mitgefühl zeigen. In ganz extremen Situationen fangen wir sehr mit Mitempfinden der Menschen an. Dann mit zu weinen. Und das gibt demjenigen, der das negative Gefühl hat, auch eine ganz große Erleichterung, weil er dann auch merkt Ich bin nicht allein. Es ist in Ordnung, wenn ich so empfinde. Und wenn man selber vielleicht durch Prägung in der Kindheit oder des Umfelds oder anderer Gründe dazu neigt, Dinge, schon negative Dinge schon zu verdrängen und nicht zuzulassen, sich selbst auch ganz bewusst immer mal wieder zu sagen Ich darf jetzt traurig sein, ich darf jetzt niedergeschlagen sein, ich darf auch formulieren, dass es gerade schwierig ist.

Dazu muss man sich darüber im Klaren sein, dass auch negative negative Gefühle Freunde sind. Also auch negative Gefühle sind unsere Freunde. Die wollen uns ja auch etwas sagen und die sind ganz essenziell, weil die kommen natürlich in der Vergangenheit auch als Warnsignal auf uns zu. Und diese negativen Gefühle sollte man zulassen und nicht wegdrängen, sondern als Freunde empfinden. Denn auch negative Gefühle lassen uns ja wissen, dass wir leben und dass wir am Leben teilnehmen. Wenn wir uns alle vorstellen würden. Oder wenn ihr euch jetzt mal vorstellt, ihr hättet keine Gefühle, ihr hättet keine negativen Gefühle und dann im Umkehrschluss vielleicht auch keine positiven, das wäre ja kein Leben, das wäre ja ein bloßes bloßes Dahinvegetieren und ein Vielleicht nach dem Instinkt oder nach der Ratio handeln. Aber Freude wäre da nicht da. Und da, wo es Freude gibt, gibt es nun mal auch Kummer ab und zu. Und den muss man zulassen und den sollte man auch bei seinem Gegenüber unbedingt zulassen und vorsichtig sein mit Formulierungen, die am Ende dazu führen, dass jemand sich dabei noch schlecht fühlt, auch wenn man es vielleicht gut gemeint hat.

Das kommt natürlich auch oft aus der Gewohnheit. Also hinterfragt euch da mal so ein bisschen. Für mich war das sehr spannend, als ich angefangen habe, mich damit auseinanderzusetzen, weil mir dann tatsächlich oft auffiel, dass ich auch so Sätze sage, wo ich denke, wo kommen die denn her? Das ist ja eigentlich gar nicht das, was ich will. Und da muss man dann mal so ein bisschen Selbsterforschung betreiben und kommt dann ganz schnell sich selbst auf die Schliche und stellt das dann auch irgendwann ab. Und dann ist das Ganze eigentlich auch sogar noch viel schöner, wenn man dann wirklich das Gefühl hat, dass man für jemanden da ist und man erlebt es dann auch anders, wenn man selber mal keine so schöne Zeit hat. Wie schön es ist, wenn man Menschen um sich herum hat, die einem dann annehmen, die nicht versuchen, das jetzt schnellstmöglich irgendwie wieder zur Seite zu drängen, sondern einfach da sind und einen Teil des schweren Wegs vielleicht auch mit einem gehen. Mich würde interessieren, ob ihr da Erfahrungen habt, ob ihr das bei euch selbst beobachtet habt oder was das bei euch macht, wenn ihr auf so etwas stoßt.

Also mich hat das eine Weile richtig getriggert. Jetzt weiß ich auch, warum das so war. Habe ich dann irgendwann mal erforscht und seitdem habe ich mit dem Thema ein bisschen meinen Frieden gemacht. Aber ich finde es sehr wichtig und ich finde es auch wichtig, das immer wieder aufs Tablett zu bringen, weil das ist eine grundsätzliche Sache, die man besser machen kann im menschlichen Miteinander. Also wenn ich dazu was zu sagen habe, ich freue mich über Kommentare unter dem Podcast oder auch gerne per Email. Meine Kontaktadresse, auch ein Kontaktformular gibt es auf meiner Website und ich bedanke mich fürs Zuhören und bleibt mir treu. Und bis bald.

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